In Brandenburg steht immer weniger Wohnraum mit Mietpreis- und Belegungsbindungen zur Verfügung. Seit 2004 verringert sich die Anzahl dieser Sozialwohnungen stetig. Grund ist die damit verbundene auslaufende öffentliche Förderung. Ohne Gegenmaßnahmen wird die Anzahl zweckgebundener Wohnungen in Brandenburg weiter deutlich zurückgehen.
Für Menschen mit wenig Geld würden sich die Chancen auf eine Wohnung damit weiter verschlechtern – vor allem im angespannten Wohnungsmarkt der Gemeinden rund um Berlin. Hierzu zählt auch Hennigsdorf mit einer starken Nachfrage nach preisgünstigem Wohnraum.
Vier starke Akteure an Bord
Die Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft (HWB) ist mit rund 3.100 Wohnungen die zweitgrößte Vermieterin der Stadt. Als kommunales Unternehmen sieht sie sich in der Verantwortung für die Menschen und bietet aktuell fast ein Viertel ihres Bestandes als Sozialwohnungen an.
Um das Abschmelzen Ihres Bestandes an Sozialwohnungen einzudämmen, holte die HWB das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL), die Stadt Hennigsdorf und die ILB für ein richtungsweisendes Projekt ins Boot. Gemeinsam wurde das Modell „Hennigsdorfer Weg“ entwickelt, bei dem alle Beteiligten einen Beitrag leisteten.
Die HWB verlängerte die Mietpreis- und Belegungsbindung für 517 Wohnungen bis Ende 2036. Im Gegenzug senkte das MIL die Zinsen in laufenden Darlehens- und Förderverträgen der HWB. Die durch die Zinssenkung frei gewordene Liquidität setzte die HWB als Eigenkapital für den Bau neuer Wohnungen im Albert-Schweitzer-Quartier ein. Die benötigten Baugrundstücke wurden von der Stadt Hennigsdorf unentgeltlich an die HWB übertragen. Für die Realisierung des Bauvorhabens wurden über die ILB Fördermittel bereitgestellt.
Eine wichtige Komponente des „Hennigsdorfer Weges“ ist die Flexibilisierung der Belegungs- und Mietpreisbindung. Sie ist nicht mehr starr an bestimmte Wohnungen gekoppelt. Damit kann die Stadt das Angebot an Sozialwohnungen innerhalb des HWB-Bestandes bedarfsgerecht steuern.
Sozialwohnungen gerettet und neu gebaut
Mittlerweile stehen im Albert-Schweitzer-Quartier drei neue Gebäude mit insgesamt 114 Zwei- bis Fünf-Raum-Wohnungen sowie Grün- und Spielplatzflächen für alle Altersgruppen zur Verfügung. 86 der Wohnungen sind sozialgebunden. Die ersten Mieter*innen zogen bereits im März 2021 ein.
Die Bewohner*innen des Neubaus und der bestehenden Gebäude im Quartier können zudem 149 neue PKW-Stellplätze inklusive Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge nutzen. Alternative Mobilitätsangebote auf der Basis solarer Energie und ein Mieterstromprojekt sind mit der positiven Entwicklung der Rahmenbedingungen weiterhin im Plan.
Der „Hennigsdorfer Weg“ ist ein erfolgreiches Beispiel, was gelingen kann, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Im Ergebnis konnten nicht nur viele Wohnungen davor bewahrt werden, aus der Sozialbindung zu fallen, sondern es wurde auch zusätzlicher neuer Wohnraum im Rahmen einer ganzheitlichen Quartiersentwicklung geschaffen.
Für das Bauprojekt waren Investitionen von insgesamt 26,2 Millionen Euro erforderlich. Die Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft erhielt über die ILB dafür ein Paket aus Fördermitteln in Höhe von 17,1 Millionen Euro. Darüber hinaus unterstützte die Bank das Vorhaben mit 3,4 Millionen Euro aus dem ILB-eigenen „Brandenburg-Kredit Mietwohnungsneubau“.