Teil der Architektur des ILB-Gebäudes. Die Fassade besteht aus hellem Stein und hat viele bodentiefe Fenster. Abgebildet ist die Fassade aus der Froschperspektive in Richtung des blauen Himmels.© ILB (Leo Seidel)

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland

Deutschland befand sich 2023 überwiegend im Abschwung. Der sprunghafte Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 hatte die nach der Pandemie einsetzende Erholung schnell wieder beendet. Im März 2023 erreichte die Kerninflationsrate mit 7,8 % ihren Höhepunkt. Dadurch wurde den privaten Haushalten Kaufkraft entzogen. Die Leitzinsen sind seit Juli 2022 um über vier Prozentpunkte gestiegen. Das trifft insbesondere die Bauwirtschaft.

Die Stimmung in den Unternehmen hat sich 2023 verschlechtert, dazu trägt auch die politische Unsicherheit bei. Allerdings haben mittlerweile die Löhne aufgrund der Teuerung angezogen, die Energiepreise abgenommen und die Exporteure die höheren Kosten teilweise weitergegeben, so dass die Kaufkraft zurückkehrt. Daher dürfte der Abschwung zum Jahresende 2023 abgeklungen sein und der Auslastungsgrad der Wirtschaft im weiteren Verlauf wieder steigen.

Der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland ist im März 2024 im Vergleich zum Vorjahreswert von 92,7 auf 87,8 Punkte gesunken.

Alles in allem ist das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt 2023 um 0,3 % gesunken. Damit mussten die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognose vom Frühjahr 2023 kräftig nach unten revidieren.

Die Arbeitsmarktdaten sind trotz der konjunkturellen Schwäche weiter relativ stabil. Für 2023 wird eine leicht verbesserte Arbeitslosenquote von 5,7 % ausgewiesen.

Im gesamten Jahr 2023 sind die Verbraucherpreise um 5,9 % angestiegen, wobei dies in erster Linie auf die hohen Preisanstiege bis in den Frühling des letzten Jahres zurückzuführen ist. Die Kerninflationsrate (ohne Energiepreise und Nahrungsmittel) lag in 2023 bei 5,1%.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte seit Mitte des Jahres 2022 die Leitzinsen sehr kräftig angehoben, um der historisch hohen Inflation zu begegnen. Im Laufe des Jahres 2023 haben sich die monetären Bedingungen im Euroraum infolge der geldpolitischen Straffung weiter verschlechtert. Dies erfolgte im Rahmen des Mandats der Zentralbank zur Bekämpfung der steigenden Inflationsrate, welche durch stark steigende Energiekosten angetrieben wurde.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Land Brandenburg

Die Ergebnisse der Konjunkturumfragen der Industrie- und Handelskammern (IHK) in Brandenburg zum Herbst 2023 zeigen, dass sich das Geschäftsklima im Vergleich zur Vorumfrage weiter verschlechtert hat. Der Saldo für die aktuelle Geschäftslage war im Vergleich zur Umfrage im Frühsommer 2023 rückläufig.

Auch der Blick auf die kommenden Monate ist eingetrübt. Der Saldo der Geschäftserwartungen verschlechterte sich spürbar.

Die Energie- und Rohstoffpreise werden von den Unternehmen weiterhin als größtes Geschäftsrisiko benannt, daneben auch der Fachkräftemangel. Die Unternehmen fürchten steigende Arbeitskosten und Belastungen der Belegschaft, da offene Stellen über längere Zeit nicht besetzt werden können.

Dagegen stieg der Umsatz nach Angaben der Betriebe des Bergbaus, Verarbeitung von Steinen und Erden und des Verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr tätigen Personen im Jahr 2023 um +13,4 % gegenüber dem Vorjahr. Die Auslandsumsätze erhöhten sich deutlich stärker um +43,0 %. Ebenso konnte das Baugewerbe im Jahr 2023 mit 1,4 % ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr verzeichnen.

In den folgenden Bereichen sind die realen Umsätze im Jahr 2023 jedoch gesunken: Dienstleistungen um -2,9 % und Einzelhandel um -2,6 %. Gesunken sind im Jahr 2023 auch die realen Umsätze im Gastgewerbe: -5,5 %.

2023 nahmen die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen aus Brandenburg im Vorjahresvergleich um -1,3 % ab. Die Importe gingen im gleichen Zeitraum um -10,8 % spürbar zurück.

Aufgrund der Preissteigerungen sind die nominalen Umsatzzahlen derzeit allerdings wenig aussagekräftig. Daher wird auch die Entwicklung der Arbeitsstunden im Bauhauptgewerbe betrachtet. 2023 nahmen die Arbeitsstunden um -6,2 % gegenüber dem Vorjahr ab.

In Brandenburg waren im Jahr 2023 im Durchschnitt 78.996 Menschen arbeitslos, 4.754 (+6,4 %) mehr als im Jahr 2022. Die Arbeitslosenquote aller zivilen Erwerbspersonen ist 2023 auf den Wert von 5,9 % gestiegen.

2023 wurden um -1,3 % weniger Gewerbeanmeldungen als im Vorjahr registriert. Die Gewerbeabmeldungen gingen im gleichen Zeitraum um -1,9 % zurück.

Im Jahr 2023 wurden in Brandenburg 3,1 % weniger Insolvenzen als im Vorjahr gemeldet. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger sanken von 261,0 Millionen Euro auf 196,9 Millionen Euro.

Prognose

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die gesamtwirtschaftliche Ausgangslage stellte sich zum Jahreswechsel 2023/24 im Zuge der Nachwirkungen der vorangegangenen Krisen, insbesondere den erheblichen Kaufkraftverlusten als Folge des massiven Energie- und Nahrungsmittelpreisanstiegs, der schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung, den geopolitischen Krisen sowie den geldpolitischen Straffungen weiterhin sehr schwach dar.

Es sind erhebliche Abwärtsrisiken erkennbar. Eines davon besteht darin, dass die Energiepreise erneut erheblich steigen. Ferner stellen die konjunkturelle Entwicklung in China und die sich abzeichnenden neuen Handelskonflikte zwischen der EU und China auf dem Gebiet der Elektrofahrzeuge eine Gefahr für die exportorientierte deutsche Wirtschaft dar.

Auch herrscht große Unsicherheit in der Bevölkerung und der Wirtschaft hinsichtlich des wirtschaftspolitischen Kurses der Bundesregierung insbesondere des Managements der Energiewende.

Für das Jahr 2024 gehen die führenden Wirtschaftsinstitute und –organisationen dennoch von einer allmählichen Erholung der deutschen Wirtschaft aus. Zum einen sind Wachstumsimpulse durch eine steigende weltweite Nachfrage nach Gütern zu erwarten und zum anderen dürften die gestiegenen Realeinkommen zu einem Anstieg der Konsumnachfrage führen. Deutliche Zurückhaltung zeigen die Unternehmen hingegen aufgrund der Unsicherheiten insbesondere hinsichtlich geplanter Investitionen.

Die Inflationsrate wird sich vorrausichtlich spürbar verringern. In den kommenden beiden Jahren dürfte die Inflation merklich auf 2,3 % (2024) und 1,8 % (2025) zurückgehen. Die Kerninflationsrate dürfte auf 2,8 % (2024) bzw. 2,3 % (2025) zurückgehen. Damit wird sie immer noch deutlich über ihrem langjährigen Mittel von rund 1,6 % liegen.

Diese Stimmung spiegelt sich auch im Prognosespektrum für die BIP-Wachstumsrate 2024 in Deutschland wieder. Dieses liegt am aktuellen Rand zwischen -0,5 % (iw Köln) und +0,9 % (IFW Kiel). Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) rechnet für Ostdeutschland mit einem Wachstum des preisbereinigten BIP um +0,7 %. Das ifo Dresden geht von einem Plus von +0,8 % aus.

Angesichts der sich perspektivisch weiter verschärfenden Personalknappheit in vielen Bereichen und die demographische Entwicklung erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute aktuell keine nennenswerte Veränderung der Situation am Arbeitsmarkt und eher eine stabile Arbeitslosenquote von 5,8 %.

Nach der von der Corona-Pandemie geprägten stark expansiven Finanzpolitik der letzten Jahre war in 2023 von den staatlichen Maßnahmen nur noch ein leichter Impuls ausgegangen. Im Jahr 2024 dürfte die Finanzpolitik spürbar restriktiv wirken.

Seit dem Verfassungsgerichtsurteil vom 15. November 2023 muss sich die Wirtschaft für das Jahr 2024 auf neue Belastungen einstellen. Dem Bund ist es nun verwehrt, einen Teil seiner für das Jahr 2024 geplanten Ausgaben den Sondervermögen des Klima- und Transformationsfonds und des Wirtschaftsstabilisierungsfonds Energie zuzurechnen und auf diese Weise die auf den Bundeshaushalt bezogene Schuldenbremse in den kommenden Jahren einzuhalten.  Es besteht insofern eine große Unsicherheit, welche finanzpolitischen Rahmenbedingungen in den kommenden Jahren zu erwarten sind.

Ungeachtet dessen ist die deutsche Wirtschaft unverändert mit vielfältigen langfristigen strukturellen Veränderungen und Herausforderungen konfrontiert. Zu nennen sind hier neben dem demographischen Wandel vor allem die Transformation hin zu einer klimaneutralen und digitalen Wirtschaft. Insbesondere eine beschleunigte Digitalisierung bietet große Potenziale, und Nachhaltigkeit muss in verschiedenen Dimensionen gesichert werden.

Wirtschaftliche Entwicklung im Land Brandenburg

Zum Jahresbeginn 2024 folgt die Wirtschaft der Hauptstadtregion nicht dem bundesweit negativen Konjunkturtrend. Im Vergleich zum Herbst 2023 sind die Erwartungen an die Wirtschaftsentwicklung etwas weniger pessimistisch.

Insgesamt verbessert sich das konjunkturelle Klima in der Hauptstadtregion moderat, eine Erholung in der Breite bleibt aber weiterhin aus. In allen Branchen, außer dem Handel, waren die Geschäfte schlechter als im vergangenen Herbst. Die Unternehmen in Brandenburg sind pessimistisch, was den Blick auf die Geschäfte in den kommenden Monaten angeht.

Der Saldo der Geschäftserwartungen ist im Vergleich zum Herbst 2023 zwar leicht gestiegen, es gibt aktuell keine Branche in der der Saldo positiv ist. In der Industrie, dem Baugewerbe und dem Handel überwiegen die negativen Bewertungen die neutralen Bewertungen deutlich. Besonders pessimistisch blickt der Handel in die Zukunft.

Der Fachkräftemangel stellt für die Unternehmen das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung dar. Als fast ebenso stark belastend werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gesehen. Die Bedeutung der Energie- und Rohstoffpreise hat zwar etwas nachgelassen, das Risiko bleibt für die Unternehmen jedoch weiterhin deutlich erhöht.

Die Personalplanung der Unternehmen in Brandenburg bleibt pessimistisch. Seit dem Frühsommer 2023 macht der Indikator eine Seitwärtsbewegung. In den Branchen sind die Personalplanungen jedoch sehr unterschiedlich. Im Handel gehen mehr Unternehmen von Personalrückgängen aus. In der Industrie hingegen hat der Saldo zugenommen, liegt aber weiterhin im negativen Bereich.

Die Investitionsabsichten der Unternehmen in Brandenburg lassen weiter nach. Über alle Branchen hinweg sinkt die Investitionsbereitschaft und das Investitionsvolumen entwickelt sich schwach. Im Handel und Gastgewerbe hat die Investitionsbereitschaft nachgelassen. Positive Signale kommen aus der Industrie.