Eine Kläranlage von oben. Im Vordergrund ein Dach mit Solarzellen, im Hintergrund Klärbecken.© Wasser- und Abwasserverband Wittstock

Sonnenstrom mit Mehrfachnutzen

Wasser- und Abwasserverband Wittstock

www.wav-wittstock.de

Was vermuten Sie: Welche kommunalen Einrichtungen verbrauchen wohl besonders viel Strom? Die meisten werden sicher sofort an Krankenhäuser, Schulen oder Verwaltungseinrichtungen denken, dabei stehen Kläranlagen ganz oben auf der Liste der Energieverbraucher.

Kläranlagen dienen der Reinigung von Abwässern, bevor diese in ein Gewässer eigeleitet werden. Die Reinigung erfolgt aufwändig in mehreren Stufen. Die dafür benötigte Technik ist ein komplexes System aus Pumpen, Rührwerken, Zentrifugen, Filter- und Belüftungssystemen. Um sie zu betreiben, ist viel Strom erforderlich.

Bereits seit längerem haben die Betreibenden den hohen Strombedarf im Blick. Noch im Jahr 2009 waren Klärwerke mit einem Anteil von durchschnittlich 20 Prozent sogar die größten Stromverbraucher im kommunalen Bereich, so das Umweltbundesamt. Seitdem hat sich viel getan.

Insbesondere durch die Nutzung energieeffizienter Technik in Verbindung mit erneuerbaren Energien wird der Stromverbrauch und der damit verbundene Ausstoß von CO2 von immer mehr Kläranlagen verringert. Ein gelungenes Beispiel dafür sind die Maßnahmen des Wasser- und Abwasserverbandes (WAV) Wittstock.

Photovoltaik auf’s Dach und neue Anlagen

Der WAV Wittstock im Landkreis Ostprignitz-Ruppin betreibt neben sechs Wasserwerken und einem ausgedehnten Trinkwassernetz auch sieben Kläranlagen mit vielen Kilometern Schmutzwasserleitungen.

Das Klärwerk Wittstock war mit einem jährlich durchschnittlichen Strombedarf von 370.000 Kilowattstunden der größte Energieverbraucher im Verband. Um den Stromverbrauch zu senken, wurde im Jahr 2018 eine Studie zur Energieoptimierung dieser Anlage in Auftrag gegeben. Die Studie empfahl die Modernisierung der besonders energieintensiven Gebläse-Stationen und die Errichtung einer Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung für den Eigenverbrauch.

Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen erforderte auch einige verfahrenstechnische Änderungen an der Kläranlage Wittstock. Zunächst wurden 268 Photovoltaikmodule auf der Überdachung des Schlammlagerplatzes installiert. Bereits innerhalb des ersten Jahres seit ihrer Inbetriebnahme hatte die Anlage 70.000 Kilowattstunden Strom erzeugt.

Durch Erneuerungen der technischen Ausrüstung sowie der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik konnte die Menge an Klärschlamm verringert, durch eine energieeffiziente Pumpe Strom gespart und die Reinigungsleistung der Kläranlage in den Wintermonaten stabilisiert werden. Hinzu kam die Modernisierung der Gebläse-Stationen, um auch auf diesem Weg den Energieverbrauch der Kläranlage zu senken. Durch eine digital gesteuerte Verbrauchsoptimierung kann der selbst erzeugte Strom nun noch effektiver genutzt werden.

Die Maßnahmen wurden im Dezember 2021 abgeschlossen. Für die Modernisierung und den Ausbau der Kläranlage waren Investitionen von insgesamt mehr als 500.000 Euro erforderlich. Für die vorangegangene Studie und die energetische Optimierung erhielt der WAV Wittstock über die ILB Fördermittel in Höhe von rund 136.000 Euro.

Nutzen für Haushalte in der Region und das Klima

Im Ergebnis konnte der WAV Wittstock die Laufstabilität der Kläranlage erhöhen sowie die Beschaffungskosten und die Abhängigkeit der Abwassergebühren vom Strompreis reduzieren – die Bürger*innen der angeschlossenen Haushalte wird es freuen. Damit verbunden ist eine Senkung der CO2-Bilanz des Klärwerks – ein Beitrag zum Schutz des Klimas für uns alle.