Ein modernisierter Häuserblock steht neben einer Baumgruppe© Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893_Aktionsraum Oderbruch

Wachküssen statt abreißen

Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG

www.1893-wohnen.de/

Das „Brandenburgische Viertel“ in Eberswalde war ein typisches DDR-Neubauquartier. Zwischen 1977 und 1989 wurden hier 6.000 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen in Plattenbauweise errichtet.

Vom Problemviertel…

Ab 1990 zogen viele Menschen aus dem Viertel aus und das Image des einst begehrten Quartiers wandelte sich zu einer der unbeliebtesten Wohngegenden von Eberswalde. Der Leerstand war enorm und die ersten Plattenbauten wurden abgerissen. So wäre es auch weitergegangen, hätten die Wohnungsgenossenschaft Eberswalde 1893 eG und weitere Wohnraumanbieter des Brandenburgischen Viertels nicht dessen Potenzial erkannt.

Die Genossenschaft entwickelte ein Konzept, um das Quartier unter dem Projektnamen BRAND.VIER neu zu beleben. Wie das in der Praxis aussieht, zeigte sie am Beispiel eines Blocks mit 43 Wohnungen in der Havellandstraße, den sie bereits mit eigenen Mitteln saniert und erfolgreich vermietet hatte. Er war der Auftakt von BRAND.VIER und beispielhaft für die späteren Aktionsräume.

Das Konzept überzeugte und so schloss die Genossenschaft im Jahr 2020 mit der Stadt Eberswalde und dem Land Brandenburg eine Kooperationsvereinbarung für das Brandenburgische Viertel ab. Angelehnt an die betreffenden Straßennamen im Viertel wurden drei Aktionsräume benannt, in denen der Wohnungsbestand saniert und teilweise umgebaut sowie der öffentliche Raum und das Wohnumfeld aufgewertet werden sollen.

…zur Boomtown Eberswalde

Im Aktionsraum Cottbus entstanden 168 bedarfsgerechte Wohnungen, vier Gemeinschafträume und ein neuer großer Spielplatz. Viele Bereiche direkt an den Häusern wurden autofrei gestaltet. Als Ausgleich für den benötigten Parkraum wurde ein zweistöckiges Parkhaus gebaut.

Im Aktionsraum Oderbruch stehen nun 174 moderne Wohnungen zur Verfügung. Der Innenhof bekommt ein „Dschungel-Feeling“. Ein langer Holzsteg wird durch den Dschungel führen, vorbei an Kunstobjekten und Spielgeräten für die Kleinen. Ringsherum entstehen Mietergärten.

Im Aktionsraum Barnim wird es nach Abschluss der Bauarbeiten 76 sanierte Wohnungen mit einem autofreien Innenhof und schönen Außenanlagen geben.

Ein lebens- und liebenswertes Viertel

Die Kooperationsvereinbarung ermöglichte das größte Sanierungsprojekt in der Eberswalder Geschichte. Die Gesamtkosten betragen mehr als 76 Millionen Euro. Davon werden 68 Millionen über die ILB als Fördermittel im Rahmen der Wohnraumförderung ausgereicht. Fast zwei Drittel der Wohnungen sind bis zu 35 Jahre mietpreis- und belegungsgebunden.

Nach Abschluss aller Arbeiten werden elf Blöcke mit insgesamt 418 Wohnungen auf dem Standard heutiger Anforderungen sein. Dafür sind umfassende Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten und teilweise sogar Grundrissänderungen erforderlich. Wo es baulich möglich ist, sorgen Aufzüge und andere Maßnahmen für barrierearmen Wohnraum. Hinzu kommen viele Möglichkeiten zur Pflege der Nachbarschaft und ein attraktives Wohnumfeld.

Das Image des Brandenburgischen Viertels hat sich wieder gedreht in eine sozial ausgewogene, gefragte Wohngegend für Menschen aller Altersklassen und Wohnbedürfnisse. Alle fertig sanierten Blöcke sind voll vermietet und die noch um Bau befindlichen Wohnungen sind bereits reserviert. Dank der Weitsicht der Wohnungsakteure und umfassender Förderung wurde BRAND.VIER zu einer Erfolgsgeschichte.