Stellen Sie sich bitte einen Wald mit einer Fläche von 12 Millionen Hektar vor. Das ist ein Areal fast so groß wie Griechenland oder ein Drittel von Deutschland. Auf einer Fläche in dieser Größe tobten im Jahr 2023 weltweite Waldbrände. Zwischen März 2023 und Februar 2024 verursachten Waldbrände weltweit 8.800 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen. Zum Vergleich: Deutschland setzte im ganzen Jahr 2023 rund 600 Millionen Tonnen CO2 frei.
Allein diese Zahlen zeigen, welche Auswirkungen Waldbrände auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt haben. Sie schädigen das Klima und natürliche Lebensräume. Sie zerstören Infrastrukturen, Betriebsstätten und Häuser. Sie fordern Menschenleben.
Das Sensorsystem
Die Dryad Networks GmbH aus Eberswalde hat mit „Silvanet“ ein innovatives Sensor-Netzwerk zur Waldüberwachung entwickelt. Die Sensoren werden im Wald positioniert, erkennen Brandgase in der Luft und damit Brände bereits in der Schwelbrand-Phase. Zudem können sie weitere Daten erheben wie zum Beispiel Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck. Anhand dieser Daten lässt sich die Vitalität und das Wachstum des Waldes und anderer Ökosysteme überwachen. So trägt das Unternehmen zum Schutz und Erhalt unverzichtbarer natürlicher Ressourcen bei.
Die Sensoren werden in Eberswalde entwickelt und in Deutschland produziert. Sie kommen in Deutschland, Spanien, Griechenland, Frankreich, Rumänien, Südkorea, Australien, Kanada und den USA zum Einsatz.
Das Drohnensystem
Nun will Dryad die Silvanet-Technologie erweitern und spezielle Löschdrohnen entwickeln. Ziel ist, Waldbrände nicht nur frühzeitig zu erkennen, sondern sie auch aktiv zu bekämpfen.
Bisher werden in vielen Regionen Löschflugzeuge und -hubschrauber eingesetzt. Sie sind effektiv, verursachen aber hohe Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten. Zudem gehen Lufteinsatze mit Risiken für die Einsatzkräfte einher. Alternativ könnten Brände durch Löschdrohnen bekämpft werden. Der Markt hierfür ist noch jung, viele Produkte befinden sich in der Entwicklung oder kommen aus verschiedenen Gründen bisher nur begrenzt zum Einsatz.
Hier setzt Dryad an. Die Silvanet-Drohnen werden leicht sein. Sie sind schnell am Brandherd, weil sie im Wald stationiert und von den Silvanet-Sensoren frühzeitig alarmiert werden. Statt mit Wasser oder Löschpulver sollen Schwelbrände mit speziellen Schallkanonen gelöscht und damit die negativen Auswirkungen chemischer Löschmittel vermieden werden.
Schallkanonen sind eine Art Lautsprecher. In einer Lautsprecherbox vibriert die Membran bei tiefen Tönen. Der Grund: Die Schallwellen bringen die Luft hinter der Membran in Bewegung. Eine Schallkanone nutzt das gleiche Wirkprinzip. Sie erzeugt starke fokussierte Luftschwingungen im niederfrequenten, für Menschen nicht mehr hörbaren Bereich. Die Schallwellen können – vereinfacht ausgedrückt – die Luft über dem Brand so sehr in Bewegung setzen, dass das Feuer quasi „ausgeblasen“ wird.
Das System soll komplett autonom funktionieren und weitgehend wartungsfrei sein. Im Ergebnis verfügt die Silvanet-Technologie über eine hohe Leistung bei vergleichbar geringen Kosten. Die Drohnen werden besonders interessant für Akteure, die das Silvanet-Sensorsystem nutzen oder künftig nutzen wollen. Dazu zählen zum Beispiel öffentliche und private Waldbesitzer, die Forst- und Landwirtschaft sowie Infrastrukturbetreiber, Energieunternehmen oder Bahngesellschaften.
Fördermittel für Innovationen
Dryad erhielt bereits für die Entwicklung des Sensorsystems Fördermittel von 1,7 Millionen Euro und hat auch für das Drohnensystem die ILB an seiner Seite. Für die industrielle Forschung, die experimentelle Entwicklung sowie für die Marktvorbereitung und -einführung der Drohnen sind Investitionen in Höhe von 5,3 Millionen Euro erforderlich. Über die ILB wird das Unternehmen einen Zuschuss und ein zinsgünstiges Darlehen in Höhe von insgesamt 3,8 Millionen Euro erhalten.
Dryad will für die Weiterentwicklung, die Produktion und den Vertrieb des Drohnensystems von 2027 bis 2031 rund 75 gut bezahlte und nachhaltige Arbeitsplätze in Brandenburg schaffen.