Die Digitalisierung durchdringt immer mehr Lebensbereiche. Sie erfolgt jedoch in einem Tempo, mit dem nicht alle Menschen Schritt halten können. Und obwohl aus verschiedenen Richtungen regelmäßig „Teilhabe!“ tönt, bleibt das Thema Digitalisierung häufig außen vor.
Dabei ist der Umgang mit digitaler Technik längst nicht für alle Menschen eine Selbstverständlichkeit. Allein 8 Millionen Senior*innen in Deutschland haben Schwierigkeiten, Smartphones, Tablets oder Computer zu bedienen. Das versperrt ihnen den Weg zu digitalen Kanälen, die für ihre Kinder und Enkel Alltag sind.
Trotz dieser großen Zielgruppe stehen alte Menschen bisher selten im Fokus altersgerechter digitaler Produkte. Die fortschreitende Digitalisierung erschwert ihnen nicht nur den sozialen Austausch mit ihren Familien, sondern schließt sie auch zunehmend von wichtigen digitalen Möglichkeiten wie Telemedizin bis hin zu Alltagsaufgaben, wie zum Beispiel Ticketkäufen und Behördengängen, aus.
Teilhabe für Eltern und Großeltern
Hier setzt das Unternehmen „family.cards“ an. Dessen Gründer Teo Ortega und Simon Hafner wollen die digitale Kluft bei sozialen Kontakten sowie bei Unterhaltungs- und Sportangeboten überbrücken. Dazu haben sie ein Produkt entwickelt, bei dem sich nicht die Senior*innen auf die Technik einstellen müssen, sondern umgekehrt – die Technik richtet sich nach den Bedürfnissen der Senior*innen.
Die Technik kann von den alten Menschen über ihren bereits vorhandenen Fernseher genutzt werden. Es braucht weder einen Smart-TV noch W-LAN.
Das Produkt besteht aus einem Kartenleser, einer TV-Box und Karten für unterschiedliche Funktionen. Es gibt Karten für Unterhaltung, für den Kontakt zu den Liebsten und für altersspezifische Sportübungen zur Gesunderhaltung. Auch an den Klassiker „Die Technik funktioniert nicht!“ wurde gedacht. Über eine App kann das family.cards-Gerät aus der Ferne konfiguriert werden, ohne dass man anwesend sein muss.
Die Karten ähneln analogen Spielkarten, die vielen Senior*innen vertraut sind. Die Nutzung funktioniert intuitiv: Oma Gerda möchte ihre Tochter Claudia anrufen? Einfach Karte „Videoanruf Claudia“ auf das Lesegerät legen und schon kommt Claudia über den Fernseher auf einen Schwatz zu ihrer Mama nach Hause.
Produkt überzeugt Geldgeber
Um die digitale Plattform weiterzuentwickeln, neue Karten zu implementieren und die Markteinführung zu beschleunigen, hat das Unternehmen erfolgreich Seed-Kapital in Höhe von 1,2 Millionen Euro eingeworben. Als Seed-Kapital bezeichnet man Finanzierungsmittel, welche in der Frühphase der Unternehmensentwicklung zur Deckung des Kapitalbedarfs eingesetzt werden.
An der Finanzierung beteiligt war neben anderen Investoren auch die Brandenburg Kapital GmbH, eine 100-prozentige Tochter der ILB. Als öffentliche Venture-Capital-Gesellschaft stärkt sie die Eigenkapitalbasis von Startups sowie kleinen und mittleren Unternehmen in Brandenburg, damit diese sicher und nachhaltig wachsen können.
Die ILB trägt über ihre Tochter dazu bei, dass innovative Produkte auf den Markt kommen, welche die digitale Teilhabe von Senior*innen und damit ihre Lebensqualität verbessern.